Kommissionsbericht bringt ETU-Präsidenten weiter in Bedrängnis

Neue Enthüllungen erschüttern einmal mehr die griechische Taekwondo-Szene. Die Vorwürfe wiegen schwer und reichen von dubiosen Reisen, fürstlichen Essensgelagen in teuren Restaurants, bis hin zur Vetternwirtschaft, Unterschlagung und Urkundenfälschung. Der Schaden soll sich angeblich auf knapp über eine Million Euro belaufen. Im Fokus derartiger Vorwürfe geraten, ist unter anderem auch der ehemalige Griechische Verbands- und amtierende ETU-Präsident, Athanasios Pragalos.

Das kleine Griechische Investigativmagazin „HotDog“ ist mittlerweile berühmt und gefürchtet, detailliert recherchierte Skandale aufzudecken. In seiner Ausgabe vom 23. Juni 2016 nimmt das Magazin nun den griechischen Taekwondo-Verband aufs Korn, indem es Auszüge aus dem 230-seitigen Bericht einer staatlichen Prüfkommission veröffentlicht, die das mit öffentlichen Geldern finanzierte Gebaren des griechischen Taekwondo-Verbandes von 2002 bis 2006 geprüft hat. (Link zum Originalbericht)

Dubiose Ausschreibungen und Verbandsreisen
Der Großteil des Schadens soll demnach für Reiseaktivitäten des Verbandes entstanden sein. Entsprechende Ausschreibungen sollen dabei nicht den gültigen gesetzlichen Bestimmungen entsprochen und stets ein und dasselbe Reisebüro begünstigt haben. Eine Teilhaberin dieses Reisebüros soll gleichzeitig Angestellte des griechischen Verbandes gewesen sein.
Hierüber sollen sogar „Reisen“ nach Athen abgewickelt worden sein, für Funktionäre, die selbst bereits in Athen gewohnt haben.
Überhaupt soll es rege Reisetätigkeiten sowie zugehörige Spesenabrechnungen gegeben haben, ohne das allerdings erforderliche Reisedaten und Zweck hinterlegt worden sein sollen. Der Kommissionsbericht, so „HotDog“, führt in diesem Zusammenhang die Namen der damals verantwortlichen Verbandsmitglieder auf, u.a. des damaligen Verbandspräsidenten Athanasios Pragalos (aktueller ETU-Präsident), des damaligen und aktuellen Generalsekretärs Michail Fysentzidis (auch aktueller ETU-Generalsekretär) sowie des ebenfalls damaligen Generalsekretärs Nikos Thomaidis (aktueller Verbandspräsident der HTF und ETU-Council Mitglied).

Einstellungen ohne Prüfung und teure Restaurant-Rechnungen
Doch nicht genug. Im Kommissionsbericht soll aufgeführt sein, dass weitere Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden. So wurde wohl Verbandspersonal eingestellt, unter Umgehung der ASEP. Einer staatlichen Behörde, die Transparenz bei Einstellungen auf dem gesamten öffentlichen Sektor gewährleisten soll und zwingend zu kontaktieren ist. Im Jahr 2004, so der Bericht, wurden beispielsweise 3 Personen eingestellt, um Verbandsbelange zu befriedigen, ohne Genehmigung durch die ASEP. Eine dieser Personen ist inzwischen bei der ETU beschäftigt.
Ebenfalls, so das Magazin „HotDog“, schienen die o.g. Vorstände auch Anhänger der „guten Küche“ gewesen zu sein. Es sollen Quittungen gefunden worden sein, u.a. aus Restaurants von Athener „Edel-Vierteln“, die keinen plausiblen Anlass aus Verbandssicht aufweisen sollen.

Die betroffenen Vorstandsmitglieder wurden mittlerweile aufgefordert, den entstandenen Schaden zurück zu zahlen. Vermutlich dürfte dies eine gerichtliche Auseinandersetzung um Schadensersatz nach sich ziehen.

Olympia-Prämie, die nicht ausgezahlt wurde???
Insbesondere der amtierende ETU-Präsident Pragalos erscheint, „HotDog“ zufolge, in einem mehr als zweifelhaften Licht. Anlässlich der olympischen Spiele 2004 hat der griechische Taekwondo-Verband eine Prämie von 30.000€ für seine Medaillengewinner beschlossen. Unter anderem für den Silbermedaillengewinner Alexandros Nikolaidis. Dieser soll aber angeblich das Geld nie bekommen haben. Gemäß Strafanzeige, die damals sogar der griechische Verband selbst gestellt hat, soll Athanasios Pragalos den Geldbetrag in Höhe von 30.000€ aus der Verbandskasse entnommen haben, um diesen an Nikolaidis zu übergeben. Das Geld soll aber angeblich nicht bei Nikolaidis, sondern in der Tasche von Pragalos gelandet sein. Die vorgelegte Unterschrift von Nikolaidis auf der Quittung soll er gefälscht haben.
Wie das Magazin weiter berichtet, wurde Athanasios Pragalos hierfür bereits von einem Gericht schuldig gesprochen und erstinstanzlich zu insgesamt 30 Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist allerdings (noch) nicht Rechtskräftig, aufgrund von Rechtsmitteln die dagegen eingelegt wurden. Die folgende Verhandlung steht noch aus.

Autor: Der Jo

Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. (Albert EInstein)