ETU-Anhörung: „Rote Linien“ im Wahlkampf

(Ein Gastbeitrag von Peter Bolz) – Was sich momentan in Nordrhein-Westfalen abspielt, mag für Außenstehende recht lustig klingen. Zum Lachen ist das Ganze aber nur, wenn man nicht selbst das Ziel einer derart infamen Inszenierung auserkoren wurde. Die Attacke aus dem Hinterhalt richtete sich gegen DTU-Vizepräsident Musa Cicek.

Von der Europäischen Taekwondo Union (ETU) wurde Musa Cicek mitgeteilt, dass gegen ihn eine Anzeige vorliegen würde. In dieser wurde mitgeteilt, dass er laut Aussagen von zwei Zeugen bei einem mitgehörten Telefongespräch geäußert hätte, dass ETU-Präsident Athanasios Pragalos mit dem ETU-Schatzmeister Antonio Barbarino und dem ETU-Council-Member Soo-Nam Park gemeinsame Geschäfte machen. Die drei Herren würden Gelder veruntreuen und wären zudem auch korrupt. Um wen es sich bei den beiden Zeugen handelte, war dem Schreiben nicht zu entnehmen.

Wegen seiner Äußerungen wurde Musa Cicek für den 17. Januar diesen Jahres zu einer Anhörung vorgeladen, die während der Qlympia-Qualifkation in Istanbul stattfinden sollte. Dem DTU-Vizepräsident wurde das Recht eingeräumt, sich selbst zu äußern, Zeugen zu befragen, Beweismittel vorzulegen und zu beantragen. Außerdem dürfe er eine Person zum assistieren zur Anhörung mitbringen. Daraufhin bat Musa Cicek den Autor dieses Artikels, ihn zu dieser Anhörung zu begleiten.

Um überhaupt in Erfahrung zu bringen, mit wem er dieses ominöse Telefongespräch geführt haben soll, beantragte Musa Cicek beim Untersuchungsausschuss die Übersendung der dort vorliegenden Zeugenvernehmungen. Daraufhin wurden ihm die Beschwerde sowie die Eidesstattlichen Versicherungen der beiden Zeugen zugeschickt.

„Das passt einfach nicht zu ihm!“

Als er beim Durchlesen der Unterlagen zum ersten Mal erfuhr, wem er den ganzen Schlamassel zu verdanken hatte, war er für mehrere Minuten sprachlos. Der Anzeige war zu entnehmen, dass Musa Cicek das Telefongespräch mit dem Cetin Bozkurt, dem Kampfrichter-Referent der NWTU, geführt haben soll. Mitgehört wurde das laut gestellte Telefonat von Antonio Barbarino, dem Präsident der NWTU.

Als Musa Cicek die Namen der Zeugen las, war er eine ganze Zeit lang sprachlos. „Ich konnte mir damals einfach nicht vorstellen, weshalb Cetin Bozkurt bei so einer hinterhältigen Aktion mitgemacht hat. Das passte einfach nicht zu ihm. Wenn ich ehrlich bin, kann ich es auch heute noch nicht so recht glauben.“ Es war Musa Cicek, der Cetin Bozkurt im Jahr 2012 für das Amt des Integrationsbeauftragten vorgeschlagen hatte.

Türkisches Gespräch mitgehört?

Beim genaueren Durchlesen der beiden Eidesstattlichen Versicherungen wurde schnell deutlich, dass der Sachverhalt nicht so wie geschildert stattgefunden haben kann. Antonio Barbarino gab an, dass er das Telefongespräch und deshalb auch die Vorwürfe von Musa Cicek mitgehört hätte.

Für Musa Cicek, der während dieses Telefonats mit seiner Frau im Auto unterwegs war und das Gespräch über die Freisprechanlage geführt hatte, waren die Aussagen von Antonio Barbarino und Cetin Bozkurt in mehrfacher Hinsicht unglaubwürdig. „Cetin Bozkurt spricht sehr schlecht Deutsch. Wenn ich mit ihm alleine spreche, reden wir beide immer in der türkischen Sprache. Antonio Barbarino ist mit einer Türkin verheiratet und kennt einige türkische Wörter. Er kann aber niemals ein türkisch geführtes Telefongespräch mitverfolgen.“

Erstaunlich war für Musa Cicek aber auch, dass Cetin Bozkurt der ETU am 28. November 2015 mitteilte, dass seine Anzeige vertraulich behandelt und nur ETU-intern behandelt werden soll. Drei Wochen später legte Cetin Bozkurt wohl keinen Wert mehr auf Vertraulichkeit. „Für mich war damals noch unerklärlich, weshalb Cetin Bozkurt plötzlich eine Eidesstattliche Versicherung unterschrieben hat. Er wusste doch, dass deshalb sein Name in der Öffentlichkeit bekannt wird.“

Die Behauptungen von Cetin Bozkurt sind für Musa Cicek aber auch aus einem ganz anderen Grund schlichtweg der blanke Unsinn. „Mir ist natürlich auch bekannt, dass Cetin Bozkurt ein guter Bekannter von Soo-Nam Park und von Antonio Barbarino ist. Cetin war mit Soo-Nam Park im August oder September 2015 in Korea und hat dort die Kukkiwon-Prüferlizenz gemacht. Wenn ich solche dummen Vorwürfe erwähnen sollte, dass ganz sicher nicht gegenüber Cetin Bozkurt.“

Telefongespräch mit Cetin Bozkurt

Am 13. Januar 2016 führte Joannis Lepidis mit Cetin Bozkurt ein längeres Telefongespräch. Dabei ging es einzig und allein um die Vorwürfe, die der NWTU-Kampfrichter-Referent bei der ETU angezeigt hatte. Die Initiative ging von Bozkurt aus, der das Gespräch zu Lepidis suchte. Cetin Bozkurt zeigte sich zunächst irritiert, dass sein Name bekannt geworden sei.

Bevor hier auf einzelne Punkte des Gespräches eingegangen wird, sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass sich danach auch noch weitere Personen mit Cetin Bozkurt über den Ablauf seines Telefongesprächs mit Musa Cicek unterhalten haben. Die Gesprächsinhalte wurden von Cetin Bozkurt bei allen Personen identisch wiedergegeben. In allen seinen Äußerungen gab er dabei viele zum Teil gravierende Differenzen zu den Angaben in der Eidesstattlichen Versicherung bekannt.

Unterschiedliche Wahrheiten?

Wie ist es möglich, dass Antonio Barbarino die „Wahrheit“ in seiner Eidesstattlichen Versicherung ganz anders darstellt als Cetin Bozkurt in seinen Schilderungen? Weshalb weicht die „Wahrheit“, die Cetin Bozkurt in der Eidesstattlichen Versicherung unterschrieben hat, von seinen Erzählungen so eklatant ab?

Die Antwort ist ganz simpel. Antonio Barbarino hat Cetin Bozkurt die in der deutschen Sprache abgefasste Anzeige und „seine“ Eidesstattliche Versicherungen vorgelegt. Cetin Bozkurt hat beide Schriftstücke dann – ohne sie durchzulesen und im Vertrauen darauf, dass sie stimmen – einfach unterschrieben.

So viel steht zumindest fest, einer von beiden Anzeigeerstattern lügt! Die Frage ist nur, wer von den beiden? Wer könnte ein Interesse haben, dass Musa Cicek angezeigt wird? Wer hat – wie es bei Gericht im Zusammenhang mit Zeugenaussagen oft heißt – einen besonderen Verfolgungseifer? Wer hat es auch in der Vergangenheit mit der Wahrheit nie so genau genommen?

Lautsprecher oder Ohrhörer?

Erstaunlich war beispielsweise die Darstellung, weshalb Antonio Barbarino in der Lage war, das Telefongespräch mitzuhören. Wörtlich gab er hierzu in seiner Eidesstattlichen Versicherung an:

In diesem Gespräch – das Mobiltelefon war laut gestellt wobei Herr Musa Cicek nicht wusste, dass ich dabei war bzw. das Gespräch mithörte – hat Herr Musa Cicek schwere Vorwürfe sowohl gegen mich ….

Im Gespräch mit Joannis Lepidis machte Cetin Bozkurt zur Lautstärke des Telefonats ganz andere Angaben:

Das in türkischer Sprache geführte Gespräch verlief über den Ohrhörer
und war nicht laut gestellt. Gleichwohl schnappte Antonio Barbarino wohl einige Brocken auf und fragte nach, ob es inhaltlich um Herrn …..

Wieso behauptet jemand in seiner Eidesstattlichen Versicherung, er hätte ein laut gestelltes Telefongespräch mitgehört, obwohl das Gespräch mit dem Hörer am Ohr abgehört wurde? Klang es einfach nur zu unglaubwürdig, dass man während der Autofahrt bei einem mit dem Telefon am Ohr und in Türkisch geführten Telefonat einige Brocken aufgeschnappt haben wollte? Wollte hier jemand einen Sachverhalt nachvollziehbar darstellen und hat deshalb die Fakten ein bisschen „aufgehübscht“?

Keine „eingehende Belehrung“

Interessant ist auch die gleichlautende Belehrung, die als erster Satz auf den Eidesstattlichen Versicherungen von Antonio Barbarino und Cetin Bozkurt zu finden ist. Dort heißt es:

Von Herrn Rechtsanwalt Dr. Lehner eingehend über die Strafbarkeit
der falschen Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung belehrt, ver-
sichere ich folgendes an Eides Statt:

Gegenüber Joannis Lepidis und den anderen Zeugen äußerte sich Cetin Bozkurt zu der auf seiner Eidesstattlichen Versicherung angeführten Belehrungen wie folgt:

Auf meine Frage hin, ob Herr Bozkurt zu Dr. Lehner nach Heidelberg
gefahren ist und / oder ob er von ihm über die Strafbarkeit einer falschen
eidesstattlicher Versicherung belehrt wurde, verneinte Herr Bozkurt beides.

Offensichtlich wollte hier jemand einer Eidesstattlichen Versicherung einen offiziellen Anstrich verpassen und bediente sich dabei des Rechtsanwalts Dr. Lehner – bei dem es sich bekanntlich um den Rechtsanwalt von DTU-Präsident Soo-Nam Park handelt.

Übrigens, wie sich später in der Anhörung zeigte, wurde mit dem Hinweis auf eine angebliche Belehrung durch einen Rechtsanwalt beim Ausschussvorsitzenden der ETU tatsächlich der Eindruck erweckt, als sei diese Eidesstattliche Versicherung sozusagen von einem Rechtsanwalt abgesegnet.

Von den drei „Geschädigten“ zur Beschwerde gedrängt?

Wenn es stimmt, was Cetin Bozkurt am Telefon äußerte, dann wurde er von Antonio Barbarino dazu gedrängt, bei der ETU eine Beschwerde zu machen. Des Weiteren hätte sich auch noch der ETU-Präsident Athanasios Pragalos telefonisch bei ihm gemeldet und hätte ihn – ebenso wie DTU-Präsident Soo-Nam Park – dazu ermuntert, eine Aussage bei der ETU zu machen.

Da reden also drei hochdotierte Herren der ETU auf den NWTU-Kampfrichter-Referenten und DTU-Integrationsbeauftragten Cetin Bozkurt ein, und „ermuntern“ ihn gemeinsam, eine Beschwerde bei der ETU über ein Gespräch zu stellen, das nur Cetin Bozkurt gehört haben kann. Kann jemand so einem Druck widerstehen, wenn ihm Titel und Funktionärsposten so sehr am Herzen liegen?

Übrigens, bei der letzten Präsidiumssitzung hat DTU-Präsident Soo-Nam Park ins Protokoll aufnehmen lassen, dass von der ETU gegen Musa Cicek ein Verfahren eingeleitet wurde. Als Musa Cicek den DTU-Präsidenten fragte, ob er wisse, um was es bei diesem Verfahren gehen würde, verneinte dieser!

Nur am Rande sei noch erwähnt, dass in der Anzeige an die ETU noch in den Eidesstattlichen Versicherungen mit keinem Wort erwähnt wurde, dass sowohl ETU-Präsident Athanasios Pragalos und als auch ETU-Council-Member Soo-Nam Park einen Kontakt mit Cetin Bozkurt aufgenommen hatten.

Zweites Telefongespräch wird nicht erwähnt

Laut Angaben von Cetin Bozkurt soll er von Antonio Barbarino dazu gedrängt worden sein, Musa Cicek kurze Zeit später noch einmal anzurufen und sich die von ihm im ersten Gespräch erhobenen Vorwürfe noch einmal bestätigen zu lassen. Cetin Bozkurt gab, wie er sich äußerte, dem Drängen nach, rief nochmals bei Musa Cicek an und fragte ihn noch einmal auf Türkisch, ob es denn wirklich sein könne, dass sich die drei Herren – Barbarino, Park und Pragalos – Gelder zuschieben würden. Daraufhin soll er  DTU-Vizepräsident Musa Cicek erklärt haben, dass dies möglich sein könnte.

Was es mit diesem zweiten Telefongespräch auf sich hat, entzieht sich der normalen Logik. Denn auch bei diesem Gespräch wurde Türkisch gesprochen. Niemand außer Cetin Bozkurt konnte dem Gesprächsverlauf folgen. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb auch dieses zweite Telefongespräch in den Eidesstattlichen Versicherungen  nicht erwähnt wurde.

Den Inhalt dieses Telefongesprächs schrieb Joannis Lepidis übrigens in einer Eidesstattlichen Versicherung nieder.

Die Anhörung vor dem ETU-Komitee

Kommen wir zur Anhörung vor einem von der ETU eingesetzten Untersuchungsausschuss. Gemäß der Geschäftsordnung der ETU kommen die Untersuchung und eine Sanktion in Betracht, wenn Offiziellen der ETU geschadet wird. Was unter einem Schaden zu verstehen ist, wird nicht definiert.

Laut der ETU-Geschäftsordnung gibt es ein Untersuchungskomitee und auch noch ein  Sanktionskomitee. Die Mitglieder von beiden Komitees werden nicht gewählt, sondern von ETU-Präsident Athanasios Pragalos ernannt und von Fall zu Fall eingesetzt. Dass die Einsetzung von derartigen Komitees, die Verfehlungen in den eigenen Reihen disziplinieren wollen, oft zu einem „Ritt auf der Rasierklinge“ werden können, zeigt sich derzeit auf tragische Weise bei der FIFA (Fußball) und bei der ISAAF (Leichtathletik). Bei diesen Verbänden stellt sich heute die Frage „Wer kontrollierte den Kontrolleur?“.

Interessant ist die Frage, wie sich die ETU verhält, wenn ein ETU-Offizieller unter Ausnutzung seiner Stellung bei der ETU einem anderen einen Schaden zufügt. Erfolgt dann auch eine Anhörung vor dieser Kommission? Oder ist das Ganze eine Einbahnstraße? Wären diese einseitigen Vorgehensweisen eines der Beispiele, die sowohl der FIFA als auch der ISAAF zum Vorwurf gemacht werden?

Faire Rahmenbedingungen

Die Anhörung vor der ETU wurde in der Wettkampfhalle in einem Raum im ersten Stock angesetzt. Pünktlich um 11:00 Uhr wurden Musa Cicek und der Verfasser dieses Artikels in den Raum gebeten. Als Dolmetscher für die englische Sprache war zudem auch noch Alfred Castano dabei.

Die Anhörung wurde von Michal Madar, Mitglied des ETU-Executive Board, geleitet. Als Beisitzer standen ihm zur Seite: Kenneth Schunken, Sekretär des ETU-Präsident, Franjo Prot, Präsident von Kroatien und Herman Mochalin, Präsident von Litauen.

Das Komitee und die anzuhörenden Personen saßen sich an zwei Tischreihen gegenüber. Vor jedem Platz stand ein Mikrophon. Das Ganze wirkte recht überlegt und professionell.

Zunächst wurde Musa Cicek der ihm bereits schriftlich mitgeteilte Vorwurf noch einmal vorgelesen. Anschließend holte das Komitee den Anzeigeerstatter, Antonio Barbarino in den Raum. Dieser wiederholte noch einmal seine Vorwürfe, die in der Eidesstattlichen Versicherung schriftlich festgehalten hatte. Von der Eidesstattlichen Versicherung, die Joannis Lepidis über sein Telefongespräch mit Cetin Bozkurt erstellt hatte, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

Nachdem Antonio Barbarino gebeten wurde, den Raum wieder zu verlassen, wurde dem Leiter des Komitees mitgeteilt, dass wir viele Fragen an den Zeugen Barbarino hätten. Daraufhin wurde von Michal Madar mitgeteilt, dass Antonio Barbarino zunächst den Raum verlassen soll. Anschließend würde man Musa Cicek anhören und danach hätten wir die Möglichkeit, Fragen an den Zeugen Antonio Barbarino zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt klang der Ablauf logisch und nachvollziehbar.

Deutscher Wahlkampf in Istanbul?

Nachdem Antonio Barbarino den Raum verlassen hatte, wurde Musa Cicek das Wort erteilt. Zunächst führte er aus, dass aus seiner Sicht die ETU und diese Anhörung dazu missbraucht werden, um hier Stimmung für die derzeit in Nordrhein-Westfalen und der DTU anstehenden Wahlkämpfe zu machen. Mehrfach hätte Antonio Barbarino in der Öffentlichkeit darauf hingewiesen, dass gegen ihn – also Musa Cicek – bei der ETU ein Ermittlungsverfahren anhängig wäre.

Von Michal Madar, dem Leiter des Komitees, wurde daraufhin erwidert, dass diese Anhörung nicht als Forum für einen Wahlkampf in Deutschland herangezogen werden darf.

Dass es bei dieser Anzeige schlicht und einfach um die Diskreditierung eines unliebsamen Kandidaten ging, hat Antonio Barbarino bereits als Anmerkung in seiner Eidesstattlichen Versicherung angeführt. Dort schreibt er nämlich:

Herr Musa Cicek hat sich bei der kürzlich außerordentlichen Mitglieder-
versammlung, bei der Präsident der Deutschen Taekwondo Union , Herr
Soo Nam Park, gestürzt werden sollte, um das Präsidentenamt beworben
und ist in diesem Vorhaben gescheitert. Ich gehe davon aus, dass ohne
jeden Grund Herr Musa Cicek jetzt im Deutschen Taekwondo-Verband
durch solche Äußerungen Stimmung machen will, um doch noch Präsident
der Deutschen Taekwondo Union werden zu können.

Angesichts dieser Ausführungen kann und muss man eigentlich davon ausgehen, dass die Anhörung vor der ETU für Wahlkampfzwecke missbraucht werden sollte. Dementsprechend intensiv waren deshalb auch die Vorbereitungen auf diese Anhörung.

Vier Eidesstattliche Versicherungen

Anschließend erklärte Musa Cicek, dass er seine Angaben ebenfalls in einer Eidesstattlichen Versicherung niedergeschrieben hätte. Seine in die englische Sprache übersetzte Ausarbeitung wurde daraufhin von Michal Madar vorgelesen. Von Musa Cicek wurde schriftliche bestätigt, dass er das Telefonat mit Cetin Bozkurt während einer Autofahrt geführt hätte. Seine Ehefrau befand sich ebenfalls im Fahrzeug. Da er das Gespräch über die Freisprechanlage führte, konnte seine Ehefrau mithören. Wie Musa Cicek ausführte, hat er auf keinen Fall die ihm zur Last gelegten Behauptungen gegen die drei Herren geäußert.

Allerdings, und das wurde von seiner Frau als merkwürdig empfunden, wurde er von Cetin Bozkurt gefragt, ob er etwas über die finanziellen Machenschaften der drei Herren wissen würde. Dies wurde von Musa Cicek verneint.

Die Ehefrau von Musa Cicek hat über das von ihr mitgehörte Telefongespräch ebenfalls eine Eidesstattliche Versicherung abgegeben. Diese wurde dem Leiter der Anhörung ebenfalls übergeben. Auf eine Verlesung dieses Schreibens wurde von ihm verzichtet.

Anschließend wurde dem Ausschussvorsitzenden eine schriftliche Analyse über die mangelhaften Deutschkenntnisse von Cetin Bozkurt übergeben. Damit sollte noch einmal untermauert werden, dass die Telefongespräche mit Cetin Bozkurt in Türkisch geführt werden mussten.

Dem Ausschuss wurde nun mitgeteilt, dass sich Cetin Bozkurt derzeit stationär in einem Sanatorium aufhalten würde. Vom Sanatorium heraus hätte er sich telefonisch mit Joannis Lepidis in Verbindung gesetzt. Beide hätten sich sehr lange über sein Telefongespräch und die Anzeige gegen Musa Cicek unterhalten. Über den Inhalt dieses Telefongesprächs hätte Joannis Lepidis ebenfalls eine Eidesstattliche Versicherung erstellt.

Von Michal Madar wurde moniert, dass die von Musa Cicek vorgelegten Eidesstattlichen Versicherungen nicht von einem Rechtsanwalt oder Notar bestätigt wurden. Daraufhin wurde ihm erklärt, dass derartige Bestätigungen in Deutschland nicht erforderlich wären. Dies wurde von Kenneth Schunken in seiner Eigenschaft als Jurist bestätigt.

Dem Ausschuss wurde auch erklärt, dass es sich bei Antonio Barbarino nur um einen „Zeugen vom Hörensagen“ handelt. Auch Athanasios Pragalos und Soo-Nam Park wären als „Zeugen vom Hörensagen“ zu betrachten, da diese ebenfalls nur Angaben bekunden könnten, die jemand ihnen gegenüber zu einem bestimmten Ereignis gemacht hat.

Unterbrechung der Anhörung

Nachdem dem Ausschussleiter die in die englische Sprache übersetzte Eidesstattliche Versicherung von Jannis Lepidis ausgehändigt wurde, bat er um Verständnis, dass sich das Komitee den Inhalt erst einmal durchlesen muss. Aus diesem Grund wurden Musa Cicek, der Autor dieses Artikels und Alfred Castano gebeten, den Raum zu verlassen.

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde Antonio Barbarino vom Ausschuss, ohne die Anwesenheit von Musa Cicek, Alfred Castano und meiner Person, in den Anhörungsraum geholt. Dort blieb er ein paar Minuten und verschwand dann wort- und grußlos in Richtung Wettkampfhalle.

Danach löste sich das Komitee die Anhörung auf. Von Kenneth Schunken wurde Musa Cicek mitgeteilt, dass die Anhörung abgebrochen wurde. Ein Grund für den Abbruch wurde nicht genannt. Eine Befragung des Zeugen Barbarino durch Musa Cicek und dem Schreiber des Artikels sollte es nicht mehr geben.

Verfolgungseifer und unwahre Behauptungen

Leider – und das war nun wirklich sehr bedauerlich – war es durch den vorzeitigen Abbruch der Anhörung nicht mehr möglich, dem Komitee einige vorbereitete Unterlagen zu übergeben und anschließend dem Zeugen Antonio Barbarino mehrere Fragen zu stellen.

Wie sich nämlich bei der näheren Beleuchtung des Sachverhalts zeigte, legte der NWTU-Präsident im Zusammenhang mit der Anzeige bei der ETU einen enormen Verfolgungseifer an den Tag. Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass es Antonio Barbarino in der Vergangenheit  mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt – vor allem wenn des darum geht, einen Gegenkandidaten bloßzustellen.

Rundschreiben an alle NWTU-Vereine

Eigentlich sollte dem Komitee ein Schreiben vorgelegt werden, dass Antonio Barbarino an alle NWTU-Vereine verschickt hat. In diesem Schreiben vom 18. Dezember 2015 behauptet er allen Ernstes, dass Musa Cicek dafür verantwortlich ist, dass die NWTU bei Abstimmungen von 14 Stimmen nur noch vier Stimmen hätte. Weiter wurde ausgeführt, dass die NWTU nur noch eine Stimme hätte, wenn es nach dem Willen von Musa Cicek gegangen wäre. Wer sich informiert, kann schnell feststellen, dass es sich bei diesen Behauptungen um reine Wahlpropaganda handelt.

Auch dass er – ähnlich wie DTU-Präsident Soo-Nam Park – den Antrag von fünfzig Vereinen auf die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einfach ignoriert, macht deutlich, aus welchem Holz er geschnitzt ist.

Interview im Taekwondo aktuell

Dass er in einem Interview in der Zeitschrift Taekwondo aktuell, Ausgabe Januar 2016, darauf hinweist, dass gegen Musa Cicek ein Ermittlungsverfahren laufen würde, wirft ein schlechtes Bild auf die Führungsperson der NWTU. Da er dieses Verfahren mit vorangetrieben haben soll, dürfte er sich über die jedem zustehende Unschuldsvermutung wohl wenig Gedanken gemacht haben.

Prüferlizenz von Musa Cicek

Dass Antonio Barbarino unter Hinweis auf das auch von ihm eingeleitete Verfahren auch noch bewirken wollte, dass Musa Cicek die Prüferlizenz nicht mehr verlängert wird, macht eigentlich deutlich, dass die Anzeige bei der ETU auch dafür benutzt werden sollte, um einem Gegenkandidaten für das Amt des NWTU-Präsidenten in ein schlechtes Licht zu rücken. Denn auch in diesem Fall gilt natürlich selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

KDK Attendorn und KDK Wenden

Auf Grund der im Vorfeld durchgeführten Recherchen wurde auch bekannt, dass bei den beiden Vereinen KDK Attendorn und KDK Wenden viele Ungereimtheiten bestehen. Antonio Barbarino ist/war Vorsitzender bzw.  Abteilungsleiter von beiden Vereinen.

Dass dies keine sonderlich gute Visitenkarte für den Präsident des Landesverbandes darstellt, kann sich jeder vorstellen. Da es aber bei der Anhörung vor der ETU um den Leumund von Musa Cicek und von Antonio Barbarino ging, sollten dem Leiter des Komitees die Unregelmäßigkeiten rund um diese beiden Vereine aufgezeigt werden.

Wie bekannt wurde, hatte der KDK Attendorn zum Stand April 2015 über 130 Mitglieder gemeldet. Davon war aber nur bei einer Handvoll die Graduierung eingetragen. Da seit 2013 keine Gürtelprüfungen durchgeführt wurden, gab es Nachfragen seitens der DTU.

Auch der KDK Wenden wurde von der DTU-Führung unter die Lupe genommen. Auf einem Zeitungsfoto lächelten die Mitglieder dieses Vereins nach einer bestandenen Gürtelprüfung mit DTU-Urkunden in der Hand in die Kamera. Da der Verein nicht als Mitglied der DTU gemeldet war, informierte sich DTU-Vizepräsident Michael Bußmann über die Hintergründe.

Anhörung von Cetin Bozkurt

Laut Email der ETU, das am Tag nach der Anhörung verschickt wurde, soll nun der Zeuge Cetin Bozkurt angehört werden. Ein genauer Termin dafür steht noch nicht fest. Wie es danach weitergeht, muss man abwarten.

Anmerkung der Redaktion: Gastbeiträge geben die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder und nicht die Meinung der Redaktion.

Autor: Der Jo

Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. (Albert EInstein)